Das Bikini-Verbot im Beachvolleyball: warum es nichts bringt!

zwei beachvolleyballerinnen im Spiel. Die Spielerin links trägt lange Sportklamotten und die rechte Spielerin kurze.

Beachvolleyball hat ein Sexismus-Problem. Soweit, so bekannt. Nun könnte man doch auf die Idee kommen, dass das Problem gelöst sei, wenn man keine “sexy Sportkleidung” mehr erlaubt. Ein bekanntes Turnierformat hat sich das auch zum Grundsatz genommen und schlichtweg Bikinis und knappe Sportkleidung verboten. Warum ein Bikini-Verbot im Beachvolleyball aber nicht nur die falsche Lösung ist, sondern auch ein ganz neues Problem aufwirft, erfährst du in diesem Beitrag.

Die Ausgangssituation

Lange Jahre durften Frauen auf offiziellen Turnierformaten nur knappe Bikinis tragen. Der Sport Beachvolleyball erlangte dadurch einen hohen Bekanntheitsgrad. Der mediale Aufschrei allerdings wurde immer größer und die Bekleidungs-Regeln schlussendlich gelockert. Anfang des Jahres 2021 startete die Saison der FIVB-World-Tour in Katar. Ein wichtiges Turnier für alle internationalen Teams, die sich für eine Olympia-Teilnahme qualifizieren möchten. Das katarische Königshaus legte nun die Turnier-Regel fest, dass Sportlerinnen während des Turnierformats überhaupt keine knappe Sportbekleidung tragen dürfen. FIVB, der Dachverband des Volleyball-Sports, respektierte diese Entscheidung, um die Kultur des Gastgeberlandes zu achten.
Die Spielerinnen Julia Sude und Karla Borger, die zusammen eines der besten deutschen Beachvolleyball-Teams bilden, wehrten sich gegen diese Entscheidung und sagten die Turnier-Teilnahme ab. Der Aufschrei in der Szene war groß, und das Bikini-Verbot wurde schlussendlich sogar aufgehoben.

Warum ist das Bikini-Verbot im Beachvolleyball nun ein Problem?

Das Team Borger/Sude bringt es auf den Punkt: in einem Land wie Katar, das Temperaturen in Höhe von 30° C oftmals überschreitet, ist lange Sportbekleidung ein Nachteil im Spiel. Gerade für Teams aus Europa, die mitunter nicht an diese Temperaturen gewöhnt sind. Unter einer langen Sportleggings und langen Sport-Shirts schwitzt man viel mehr und ist unbeweglicher als im klassischen Turnier-Bikini. Das macht den Sport um einiges anstrengender und die lange Arbeitskleidung für Borger/Sude einfach unbrauchbar. Was würde ein Gärtner sagen, wenn er die Rosen im Garten nicht mehr mit einer Schere, sondern nur noch mit einer Motorsäge schneiden dürfte? Gut, der Vergleich hinkt. Aber das Problem wird dennoch klar.

Das Problem: mehr als nur Sexualisierung

Durch die versuchte Regeländerung wurde eines ersichtlich: Beachvolleyball hat nicht nur das altbekannte Problem, dass Spielerinnen in engen Bikinis sexualisiert werden. Das vielleicht noch gravierendere Problem ist, dass Frauen ihre Arbeitskleidung nicht selbst auswählen dürfen. Um eine wirkliche Emanzipation im Beachvolleyball – aber auch in jedem anderen Sport – zu erreichen, sollten Spielerinnen selbst entscheiden dürfen, welche Arbeitskleidung für sie die geeignetste ist. Natürlich müssen gewisse Merkmale eines Sport-Trikots einheitlich sein, damit der sportliche Wettbewerb nicht verzerrt wird. Aber ziehen wir mal den Vergleich zur nach wie vor populärsten Sportart Fußball: Auch dort überlässt man Sportlerinnen und vor allem Sportlern selbst die Wahl eines lang- oder kurzärmligen Trikots. Man redet gar nicht erst darüber.

Der Bikini ist nur das Symptom des Problems

Halten wir fest, der Bikini ist die Arbeitskleidung der Beachvolleyballerinnen. Die Sexualisierung entsteht aus dem, was wir daraus machen. Kameraeinstellungen, die sekundenlang das Gesäß fokussieren, und bewusst sexy inszenierte Bilder die von Medien und Publikum gemacht werden, sind das eigenliche Problem. Am Ende müssen wir uns auch alle selbst an die Nase packen und uns hinterfragen, was unsere Beweggründe sind, einen Sport zur verfolgen, und wie wir ihn einordnen.

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